Winterliches Angeln am Ärmalkanal in England
Hart, aber erfolgreich ist es im Winter am Ärmelkanal
Viele Meeresangelreviere sind im Winter nicht beangelbar. Stürme und Tiden machen es unmöglich. An der Ärmelkanalküste Südenglands hat jedoch der Angler nicht nur sehr gute Aussichten angeln zu können, sondern auch gute Fänge zu machen.
Während der Schlechtwetterlagen sucht sich der Angler geschützte Bereiche am Ufer. Hier sind vor allem Flussmündungen beliebt und Buchten, die die Dünung abhalten. An diesen Stellen geht es auf Plattfische und Dorsche. Wohl dem, der eine Brandungsausrüstung mitgenommen hat.
Wenn die Witterung es zuläßt, geht es mit dem Charterboot raus aufs Meer. Das Winterangeln vom Boot aus hat seinen eigenen, besonderen Reiz. Das ist nichts für Zartbesaitete, es ist kalt, die See ist oft rau, die Strömung stark. Aber die Fische sind groß und kämpferisch, das entschädigt für die Strapazen.
Zielfische sind im Winter vor allem Pollack und Köhler. Beide sind in bester Verfassung und haben sich über den Sommer reichlich Gewicht und Kraft angefrssen. Die Gewichte sind etwa doppelt so hoch wie im Sommer. Zwischen Januar und April kann der Angler Sternstunden erleben.
Die Charterboote unterscheiden sich grundlegend von den Angelkuttern an der Ostsee und der Nordsee. Die britischen Charterboote sind klein, schnell, wendig und speziell zum Angeln konzipiert. Es passen im Durchschnitt etwa 12 Angler auf die Boote. Auch unter der Woche ist die Auslastung sehr hoch, es bekommt aber jeder Angler seinen Platz.
Die Charterboote in England sind sehr gut organisiert, vor allem im Südwesten an der Ärmelkanalküste Cornwalls und Dorsets. Hier sei Weymouth in der Grafschaft Dorset als Beispiel genannt. Die Angelkapitäne dort arbeiten nicht gegeneinandern, sondern miteinander. Einzelne Angler werden an kleinere Gruppen weiter vermittelt, wo noch Plätze frei sind oder es wird eine eigene Gruppe aus den Einzelanglern zusammengestellt, die dann eines der Charterboote übernimmmt.
Die Frage: „Habe ich auch das beste Boot erwischt?“ stellt sich in Weymouth nicht, denn die Angelkapitäne halten über Funk Kontakt zueinander und teilen den anderne erfolgreiche Stellen mit. Am Abend zuvor haben Sie sich bereits miteinander ausgetauscht, wer welche Planquadrate befischt. Auf diese Weise wird eine große Wasserfläche abgefischt und die fängigsten Stellen des Tages herausgearbeitet.
Im Winter wird ausschließlich mit Kunstködern geangelt. Frische Sandaale, Heringe oder Makrelen sind nicht zu bekommen und die Sandaalimitationen sind den gefrosteten Fischen ebenbürtig. Es wird beim Driftangeln im Winter mit Sandaalimitaionen, Twistern und Gummifischen geangelt.
Sandaalimitationen wie z.B. Red Gill oder Eddystone Eel werden am langen bis sehr langen (3 bis 7 Meter) Vorfach angeboten. Die Vorfachlänge ist abhängig von der Anzahl der Angler an Bord. Das Blei läuft an einem Running Boom auf der geflochtenen Hauptschnur, wird gestoppt durch Perle und Knoten am Tönnchenwirbel, daran schließt sich ein Stück 0,90er Monofil, daran wieder ein Tönnchenwirbel, daran wird das eigentliche Vorfach geknüpft mit dem Köder geknüpft. Wenn Sie für den Gummiköder einen leichten Jipkopf nehmen, bleibt der Haken immer nach oben gerichtet, was die Hängergefahr deutlich verringert.
Die Sandaalimitationen werden zum Grund abgelassen und langsam wieder eingeholt. Pollacks beißen zuerst einmal auf den wedelnden Schwanz und haken sich noch nicht dabei. Kurbeln Sie einfach langsam weiter ein, der zweite Anbiss wird vehement sein, dann können Sie anschlagen und anfangen zu drillen.
Beim Angeln mit Gummifischen wird eine andere Taktik angewendet. Die Montage wird wie bei den Sandaalen am langen Vorfach abgelassen, jedoch warten die Angler bis der Kapitän die Fische im Echolot sieht und das Signal gibt. Dann wird so schnell wie möglich eingekurbelt, ähnlich wie beim Speed Jigging. Der wedelnde Schwanz erzeugt im Wasser Druckwellen auf die die Pollacks sofort reagieren, die Pollacks knallen regelrecht auf die Gummifische.
Wenn die Tide am stärksten ist, suchen die Fische Schutz im Strömungsschatten. Auch hier fressen sie und können überlistet werden, wenn man sie denn ereicht. Das geht nur, wenn der Wind quer zur Strömung weht. Dann kann man den Köder am Rumpf des Wracks vorbeiführen. Bei nachlassender Strömung kommen die Fische wieder aus ihrem Unterschlupf und stehen über dem Wrack.
Pilker werden bei dieser Angelei nicht eingesetzt, die machen zuviel Radau am Wrack und vergrämen eher die Pollacks und Köhler, als sie zu befischen. Nehmen Sie aber dennoch eine kleine Auswahl mit, denn bisweilen geraten Sie in einen Schwarm Großdorsche und dann ist der Pilker erste Wahl.
Die Ausrüstung muss nicht sehr schwer sein. Nehmen Sie eine 12 bis 20 lbs Bootsrute, eine dazu passende Multirolle und eine 0,20er geflochtene Schnur. Achten Sie darauf, dass die Schnur eng geflochten ist, damit Sie keine Eisprobleme bekommen, wenn es richtig kalt wird.
Dazu kommen Sandaalimitationen in 11,5 Zentimeter Länge in Rot, Orange und Schwarz, Gummifische in 7,5 Zentimeter, weiche Twister, Gummimakks usw. und in der Größe passende, aber leichte Jighaken. Als Vorfachschnur nehmen Sie eine 0,40er monofile oder Amnesia. Wenn Sie nun noch eine Auswahl Bleie in 150 bis 500 Gramm dabei haben sind Sie schon sehr gut ausgestattet.
Achten Sie nicht nur auf warme Kleidung, sondern auch auf wasserdichte Kleidung. Am Besten ziehen Sie einen Überlebensanzug an. Die Stiefel sollten nicht nur warm und gefüttert sein, sondern auch hoch genug (mindestens bis über die Knöchel) und wasserdicht.